Nach dem letzten Blogpost und Video über den Export von Revit Phasen nach IFC hatte ich eine interessante Diskussion auf LinkedIn über die Möglichkeiten der Nutzung von Status sowie Tasks in IFC angesprochen haben.
Ich habe mich daraufhin mit Dion Moult, der viel Erfahrung mit IFC in der Praxis wie auch in der Entwicklung besitzt, ausgetauscht und teile hier eine kurze Zusammenfassung – die ganze Konversation gibt es in meinem aktuellen Youtube Video und ich kann jedem Interessierten nur empfehlen, sich dieses ganz anzusehen bzw. anzuhören!
Grundlagen
Das IFC Schema beschreibt standard Eigenschaften (Properties), die entsprechenden Eigenschaftsgruppen (Property sets) zugewiesen sind. Das sind die Eigenschaften, die aus der Sicht der buildingSMART bei meisten Projekten relevant sind – dennoch ist ihre Anzahl beachtlich. Die Eigenschaften, die bei so gut wie allen Projekten vorkommen, sind in den sogenannten Common PropertySets gruppiert und werden von allen gängigen (zertifizierten) Softwarelösungen unterstützt.
Zu diesem Thema hier ein älterer Blogbeitrag: https://bim-me-up.com/allgemeine-ifc-eigenschaftensatze-common-property-sets/
Was ist der Status in IFC?
Die meisten Bauteile haben im IFC Schema in dem Common PropertySet die Eigenschaft STATUS, die einige vordefinierte Werte annehmen kann (Enumerated values):
Auf den ersten Blick sieht das den Revit Phasen nicht unähnlich – allerdings gibt es ein paar wichtige Unterschiede und Limitierungen:
- Revit besitzt Phasenfilter, die die Abbildung mehrerer Phasen in einem Projekt ermöglichen und den aktuellen Elementstatus an eine bestimmte Phase bilden – in IFC dagegen gilt der Status global für das gesamte Projekt, so dass keine komplexen Projekte in einer IFC mit Hilfe des Status abbildbar sind.
- Nicht alle Elemente besitzen die STATUS Eigenschaft im IFC Schema – so fehlt diese z.B. bei Räumen (IfcSpace), was in vielen Fällen eine Einschränkung darstellt und die Nutzung eigener Eigenschaften erfordert.
- Die gängigen IFC Viewer haben keine voreingestellten “Phasenfilter” – diese müssen i.d.R. manuell konfiguriert werden, was voraussetzt, dass der Anwender die entsprechenden Kenntnisse hat. Dies ist auch der Grund, warum Revit von Haus nur eine Phase exportiert bzw. auch abgebrochene Elemente vom Export ausschließt.
- Die Erstellung von Filtern in IFC Viewern wird zusätzlich dadurch erschwert, dass diese i.d.R. die Angabe von PropertySet (also die Eigenschaftengruppe) und der Property (der eigentlich Eigenschaft) erfordern – da STATUS ein Teil der Common Property Sets ist, heißt dieses bei jeder IFC Klasse anders, z.B. Pset_WallCommon bei Wänden, Pset_BeamCommon bei Trägern, Pset_WindowCommon bei Fenstern, etc.
Dies muss bei der Erstellung der Filterregeln beachtet werden und nicht alle IFC Viewer unterstützen Filterregeln mit Wildcards (*Common).
Was sind Tasks in IFC?
Das IFC Schema besitzt eine weitere Definition, die die Abbildung von komplexen Aufgaben ermöglicht: IfcTask. Diese Definition kann für Bauzeitenplanung von komplexen Bauprojekten eingesetzt werden, ist allerdings eher mit Ablaufplanungstools zu vergleichen, als mit der Phasenplanung in Revit.
Wichtig: IfcTask ist kein Teil der Coordination / Reference View MVD, die von der buildingSMART für die Zertifizierung von BIM Authorensoftware eingesetzt wird, somit wird diese auch z.B. beim Export von Revit oder verwandten Produkten nicht exportiert. Zugegebenermaßen muss man allerdings auch sagen, dass die Bauzeitenplanung auch typischerweise nicht in der Planungssoftware bzw. vom Architekten durchgeführt wird, sondern in speziellen Werkzeugen, die für diesen Zweck vorgesehen sind.
Fazit
Durch die zunehmende Bedeutung von Daten und Datenworkflows in unserer Industrie wird immer klarer, dass die Authorenwerkzeuge wie Revit nur einen – aus der Sicht des gesamten Projekt- bzw. Gebäudelebenszyklus – relativ kleinen Teil darstellen und eine möglichst nahtlose und zuverlässige Datenübergabe immer wichtiger wird.
Eine IFC stellt heute ein Datenpaket dar, das Daten von A nach B übermittelt – in der Zukunft werden wir diese Datenpakete während des gesamten Lebenszyklus mit verschiedenen Werkzeugen anreichern müssen – aber dafür müssen sich sowohl die Werkzeuge wie auch der IFC Standard weiter entwickeln. Wie Dion zum Schluss sehr treffend sagt:
Der eigentliche Vorteil von IFC ist die Standardisierung, der Kern, die Grundlage, auf die man sich verlassen kann, die ISO-genormt ist, und ja – wir haben heute über einige scheinbar grundlegende Mängel der ISO gesprochen, wie z.B. dass Räume keinen Status besitzen, aber mit der Zeit werden diese Mängel behoben, und mit der Zeit werden wir als Branche einfach immer besser.
Dion Moult