Klassifizierung und BAP

Wie bereits vor längerer Zeit in dem Beitrag zu BIM und Klassifizierung berichtet, sind Klassifizierungen immer dann notwendig, wenn die Elemente in einem BIM Modell nach bestimmten Klassen zusammen gefasst werden – was in der Praxis früher oder später auch immer der Fall ist.

BIM Autorensoftware wie Revit strukturiert das Modell bereits bei der Erstellung nach internen Klassen, wie z.B. Wände, Türen etc. Dies ist auch bereits eine Klassifizierung, allerdings eine sehr grobe – weswegen viele Auftraggeber je nach Planungsphase bzw. Zweck des Modells andere Klassifizierungssysteme verlangen können. Oft gibt es den Wunsch nach einem universalen Klassifizierungssystem, dies halte ich allerdings für utopisch – je nach dem Anwendungsfall müssen die Bauteile nach anderen Regeln gefiltert werden können. So hat ein Kalkulator eine gänzlich andere Sicht (und Anforderung!) an das Modell, als ein Facility Manager.
In diesem Zusammenhang wird oft der “BIM Elefant” als eine witzige Metapher genutzt – betrachtet man nur einen Teilbereich “des Ganzen”, hängt die Interpretation sehr stark von der eigenen Erwartung und der persönlichen Erfahrung ab.

Eine sehr häufige und übliche Klassifizierung im Hochbau ist z.B. die DIN276, die Elemente in Kostengruppen aufteilt – dazu muss ein einheitlicher Parameter definiert und für alle Bauteile die entsprechende Kostengruppe eingepflegt werden. In der Praxis sollte das natürlich nicht manuell erfolgen, da dies nicht nur umständlich ist, sondern die Gefahr von Tippfehlern recht groß ist. Idealerweise kann aus einer vorbereiteten Liste die richtige Klassifizierung ausgewählt werden. In Revit kann es z.B. auch ganz gut über die Baugruppenkennzeichen funktionieren – siehe hierzu auch den Artikel Kostengruppen nach DIN276 in Revit auf dem Autodesk BIM Blog. Die Baugruppenkennzeichen können auch angepasst werden, um andere Klassifizierungssysteme abzudecken.

Wie eingangs bereits erwähnt, kann es allerdings auch notwendig sein, mehrere Klassifizierungen in einem Modell abzudecken, z.B. für die 4D/5D Simulation oder den Gebäudebetrieb. Hierzu müssen andere Parameter genutzt werden, die in Revit allerdings auch automatisiert befüllt werden können – und zwar mit dem Classification Manager aus dem BIM Interoperability Tools.
Der Klassifizierungsmanager ist sogar noch bequemer als die Baugruppenkennzeichen, da er auf eine Excel Tabelle zugreift (statt auf eine Textdatei), die dementsprechend einfacher bearbeitet und angepasst werden kann. Das Werkzeug kommt mit internationalen und etablierten Klassifizierungen wie etwa UniFormat, MasterFormat oder OmniClass. Wir sehen uns in einem der nächsten Beiträge an, worauf bei der Anpassung dieser Klassifizierungen zu achten ist und wie der Klassifizierungsmanager in der Praxis genutzt werden kann.

Wie wissen Sie also, welches Klassifizierungssystem Sie nutzen müssen? Grundsätzlich sollten BIM Projekte immer einen BIM-Abwicklungsplan (BAP) haben, der von dem Projektteam anhand der Anforderungen des Auftraggebers / Bauherrn erarbeitet wird. Leider wird dies in der Praxis nach wie vor oft vernachlässigt, was die Vorteile der BIM Prozesse schmälert, da die Modelle oft nachträglich mit größerem Aufwand angepasst werden müssen.
Wenn Ihr Auftraggeber ein BIM Modell fordert, muss er im Rahmen der BIM-Vorgaben (auch Auftraggeber Informationsanforderungen bzw. AIA genannt) genau definieren, was dies bedeutet – darunter auch, ob und welche Klassifizierung genutzt werden soll, sowie welche BIM Objekte unter welchen Parametern diese definiert werden sollten.

Das Buch BIM Manager von Mark Baldwin beschreibt diese Anforderungen sehr detailliert und erläutert sie auch anhand von Praxisbeispielen, weswegen das Buch auf jeden Fall einer Empfehlung Wert ist (zumal es erst vor kurzem in der 2. und überarbeiteten Version erschienen ist).

Bild: „Der BIM-Manager“

 

2 comments
  1. Deine Blogs zur Klassifizierung sind nach wie vor hoch aktuell! Gut, dass in Revit über den Classification Manager den Entitäten für den Export die richtigen IFC-Klassen (z.B. IfcDamper für die Brandschutzklappe) zugewiesen werden können. In Kooperation mit dem CAFM-Ring lässt sich darüber ein Standard-Revit-CAFM-Mapping definieren.
    Uni-/ MasterFormat und OmniClass sind in angelsächsischen Ländern von Bedeutung. In D-A-CH werden hingegen CAFM-Connect- (auch als „DIN 276 x“-Key bekannt) und AMEV-Key benötigt. Denn mit Hilfe dieser beiden Keys können CAFM-Systeme automatisch Vorlagen für die Wartungsplanung erstellen. Wird nicht „nur“ die Datenübernahme in die Betriebsphase, sondern auch eine Kostenschätzung (AVA, 5D) benötigt, bietet sich die Verwendung des DBD BIM-Plugins an. DBD BIM weist bereits heute (2023) alle in diesem Kommentar erwähnten Klassifizierungs-Keys zu und erschließt so die unterschiedlichsten Contents. Durch zunehmende Einbeziehung von CAFM in BIM rücken neue Verfahren wie z.B. die qualitativ hochwertige ECLASS-Klassifizierung in den Fokus.
    Eine gute Übersicht über aktuelle Möglichkeiten für ein erfolgreiches AVA/CAFM-Mapping in D-A-CH gibt das Buch BIM – einfach machen!, das in 07/2023 im Beuth-Verlag erschienen ist.

  2. Vielen Dank für die Ergänzung Christof, Werkzeuge wie DBD BIM erleichtern die Klassifizierung nach DACH Standards natürlich enorm!

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