BIM und Klassifizierung

Eines der Themen, mit denen ich mich in letzter Zeit viel beschäftige, ist das Thema Klassifizierung – leider musste ich auch realisieren, dass wir im deutschsprachigen Raum in diesem Thema noch nicht besonders weit sind. Aber was ist der Grund? Ich glaube, dass vielfach noch gar nicht klar ist, warum das Thema so wichtig ist. Schließlich arbeiten wir mit intelligenten BIM Systemen, warum sollten wir das Modell noch klassifizieren?

Das Problem fehlender Klassifizierung wird erst spürbar, wenn zwei intelligente Systeme miteinander kommunizieren sollen – als klassisches Beispiel nehmen wir mal Revit und iTWO. Während Revit das nach eigener Logik aufgebaute Modell einwandfrei versteht und nutzen kann, kommt auf der anderen Seite übertreiben gesagt nur ein Haufen Information, der erstmal sortiert werden muss:

Photo by Rick Mason on Unsplash

Man kann natürlich durch Regeln, wie in dem obigen Beispiel nach Farbe, Form und Funktion der Bauteile den Haufen sortieren – aber ist das wirklich der Sinn der Sache? Wäre es nicht viel einfacher, wenn die Bausteine schon vorsortiert ankämen? Und genau hier kommen die Klassifizierungssysteme ins Spiel!

Es gibt global gesehen bereits etablierte Klassifizierungssysteme, die die meisten zumindest vom Namen her kennen:

MasterFormat – wurde in den USA entwickelt und klassifiziert alle baurelevanten Produkte und Aktivitäten. Diese Klassifizierung kann in Revit in Form von Baulementschlüssel hinterlegt werden. Die Klassifizierung befindet sich in einer Textdatei, die i.d.R. unter folgendem Pfad abgelegt ist: C:\ProgramData\Autodesk\RVT 2019\Libraries\

UniFormat – ebenfalls aus den USA, klassifiziert alle physikalischen Bauteile eines Gebäudes (ideal für Kostenermittlungen). Diese Klassifizierung kann in Revit über den Parameter Baugruppenkennzeichen eingebunden werden. Die Klassifizierungsstruktur selbst ist in einer Textdatei gespeichert, die unter folgendem Pfad liegt: C:\ProgramData\Autodesk\RVT 2019\Libraries\Germany\UniformatClassifications.txt

Uniclass – entwickelt von der National Building Specification (NBS) in England, deckt alle Bauteile, Materialien und Projekteigenschaften im Baubereich ab. Für diese Klassifizierung eigent sich am besten der Classification Manager aus den von Autodesk entwickelten BIM Interoperability Tools.

OmniClass – ebenfalls ein US-Standard für die Verwaltung von Produktdaten aller gebauten Objekte über den ganzen Lebenszyklus (daher auch oft im Übergang zum Gebäudebetrieb genutzt).
Auch dieses Klassifizierungssystem ist in Revit hinterlegt und kann in dem Familieneditor hinterlegt werden. Die Klassifizierung selbst ist als Textdatei im folgenden Pfad abgelegt: C:\Users\<USER>\AppData\Roaming\Autodesk\Revit\Autodesk Revit 2019\OmniClassTaxonomy.txt

Aber auch eine DIN276 oder ein IFC Schema sind Klassifizierungen, über die wir uns in den nächsten Blogposts unterhalten werden!

15 comments
  1. Cooles neues Design, gefällt mir, schön breit!
    Ja der Classification Manager ist ein super Tool, vor allem weil man auch mit dem benutzerdefinierten Excel File ( C:\Program Files (x86)\Autodesk\BIT\2019\Classification Manager\Classification Manager Database Custom.xlsx ) seine eigenen Standards sehr schön damit erstellen kann. Es wäre schön wenn dort bei den Kategorien noch eine Spalte mit den deutschen Bezeichnungen wäre. Das DBD Tool zur Klassifizierung funktioniert ja glaube ich nur mit einem kostenpflichtigen Account, oder? Hier gibts gute Videos zu den Interoperability Tools: https://www.youtube.com/channel/UCFpzpx9RPXPttpA5mAlAcGQ

  2. Die Excel Dateien sind ja keine wirkliche Datenbanken. Wie verwalte ich denn am besten in einer Firma diese Dateien so dass die konsistent sind und gleichzeitig von mehreren Mitarbeitern geöffnet werden können?

    1. Hallo Thomas, das stimmt wohl, weder Textdateien noch Excel sind wirklich ideal, deswegen gibt es aktuell auch immer mehr Werkzeuge zu dem Thema! Ich teste hier ein paar Wege zur Zeit und werde in den nächsten Posts auch auf diese Werkzeuge, inkl. des Classification Managers eingehen. Freue mich auf interessante Diskussionen und Meinungsaustausch! 😉

  3. So viele Klassifizierungssystem, welches System wir am ende gewinnen?
    Oder kommt ein ganz andere um die Ecke und bringt alles auf einen Stand?
    z.B. Googel, Amazon oder ein anderer großer Player.
    Klassifizierungen werden in so voelen Vereinigungen angestrebt ( VDI, BTGA, DIN und dan im ISO)
    hoffentlich eingigen sich die Player bald. Sonst passiert das oben genannte.

  4. Ich glaube es gibt kein “perfektes” Klassifizierungssystem, da es auch davon abhängt, zu welchem Zweck das Modell genutzt wird. Zum Beispiel kenne ich auch Endanwender, die die oben genannten Textdateien in Revit so abbändern, dass sie die Kostengruppen nach DN276 abbilden.
    Da wir aktuell noch kein BIM Mandat haben, fehlt uns auch ein einheitliches Klassifizierungssystem, in Österreich gibt es allerdings auch schon erste Versuche mit dem Merkmalserver, und auch in Deutschland wird im Rahmen der VDI 2552 Richtlinie daran gearbeitet. Ich werde in den nächsten Posts noch etwas mehr zu diesen Themen schreiben und auch den österreichischen Merkmalserver zeigen!
    Viele Grüße, Lejla

  5. Liebe Lejla,
    was für treffendes Post!
    Gerade, wenn es die gesamte “BIM Kette” angeht, wird es extrem spannend. Wie klassifiziere und attribuiere ich sinnvoll im frühen Planungsstadium, um eine konsistente Durchgängigkeit bis hin zum Betrieb mit einem CAFM System zu gewährleisten? Aus welcher Sicht sehe ich meine Elemente/Objekte? Planung, Ausführung, Betrieb, gerade im Bereich HVAC/HKLS?
    Eine einzige Projekt-Datenhaltung mit multidimensionaler Daten- und Informationsverwaltung, mit Regeln und Workflows, die den gesamten Gebäudelebenszyklus als smarter und intelligenter Digital Twin “mitlebt”… das ist meine Vision einer Digitalisierung im Bauwesen.
    Vielleicht sind ja die Merkmalserver ein weiterer Schritt in diese Richtung.
    Liebe Grüße,
    Andreas

    1. Hallo Andreas,
      danke für deinen Kommentar – ja, eine Durchgängigkeit wäre natürlich ideal, aber ich bin mir nicht ganz sicher, ob dies aufgrund der unterschiedlichen Anforderungen im Lebenszyklus wirklich möglich ist? Am Ende ist es vermutlich nur durch mehrere Parameter machbar, die eventuell nach Bedarf miteinander kombiniert werden können. Aber vielleicht übersehe ich auch etwas – es bleibt auf jeden Fall spannend 😉
      Viele Grüße,
      Lejla

  6. Hallo Leijla, ich bin zur Zeit Studentin im Studiengang Bauingenieurwesen und habe in den Semesterferien einen Wahlpflichkurs über BIM-Objekte besucht. Als Ablschussleistung dieses Kurses werde ich eine Präsentation über die Klassifizierungssysteme, so wie Standardisierungen und Normierungen von BIM-Objekten halten. Leider weiß ich zu diesem Thema nicht viel, generell tue ich mich etwas schwer mich in der BIM Thematik zurecht zu finden. Dieser Post hat mir da etwas Hoffnung gemacht. Könnte ich dir eventuell ein paar Fragen zu diesem Thema stellen?

  7. Hallo Leijla, ich bin zur Zeit Studentin im Studiengang Bauingenieurwesen und habe in den Semesterferien einen Wahlpflichkurs über BIM-Objekte besucht. Als Ablschussleistung dieses Kurses werde ich eine Präsentation über die Klassifizierungssysteme, so wie Standardisierungen und Normierungen von BIM-Objekten halten. Leider weiß ich zu diesem Thema nicht viel, generell tue ich mich etwas schwer mich in der BIM Thematik zurecht zu finden. Dieser Post hat mir da etwas Hoffnung gemacht. Könnte ich dir eventuell ein paar Fragen zu diesem Thema stellen?

    1. Hallo Anna,
      danke für dein Kommentar – was hältst du davon, wenn du mir mal deine Fragen genauer beschreibst und ich mache einen Artikel dazu, ich bin mir sicher, dass das auch andere interessiert?
      Schreib mir einfach kurz eine E-Mail an info@bim-me-up.com 🙂
      LG, Lejla

  8. Hallo Leijla, gibt es zu diesem Thema aus dem Februar in der Zwischenzeit Neuigkeiten? Vielen Dank für deine Antwort! VG M

    1. Hallo Michael, danke für dein Kommentar – ich werde mal die Tage nochmal ein Update schreiben! LG, Lejla

  9. Hallo Lejla,
    hinsichtlich Klassifizierung gibt es ja Neuigkeiten mit ECLASS, buildingsmart und VDMA. ECLASS soll sich ja internationalisieren und ist ein ISO/IEC normkonformer Datenstandard – könnte was werden, was meinst du?
    LG, Gabi

    1. Hallo Gaby, danke für deinen Kommentar – ja das stimmt, das könnte durchaus was werden – ist habe allerdings auch das Gefühl, dass sich das alles sehr schleppend entwickelt und in der Praxis dann doch nicht alle Anwendungsfälle abdeckt. Aber ich glaube ich, dass in den nächsten Jahren verstärkt an der Thematik gearbeitet wird und wir daher auch mit einem schnelleren Fortschritt rechnen können!

Leave a Reply

This site uses Akismet to reduce spam. Learn how your comment data is processed.

Previous Article

C:\Autodesk

Next Article

Revit Ideas - Make Revit great (again)