Alle reden über BIM – doch am Ende bilden bei Architekten 2D Pläne und Details einen sehr wichtigen Teil der Planungsleistung. Ein Gebäudedatenmodell birgt natürlich viele Vorteile, wie die erleichterte Koordination, Kollisionsprüfung, modellbasierte Mengenermittlung und LV-Erstellung – um nur einige zu nennen. Doch oft fällt die Tatsache unter den Tisch, dass wir auf dem Bauamt 2D Pläne in entsprechender Qualität vorlegen müssen – ebenso ist es üblich, in Dokumentationen oder Präsentationen 2D Ansichten zu nutzen.
Natürlich bietet jede BIM Software die Möglichkeit, aus dem Gebäudedatenmodell mehr oder weniger automatisch Pläne abzuleiten. Mehr oder weniger – da man schnell merkt, dass die Pläne ohne ausgefeilte Vorlagen in der Regel nicht gerade unseren Anforderungen entsprechen. Außerdem ist man oft unschlüssig, was nun in 3D modelliert wird – und was man in 2D ergänzt. Diese Fragen werden oft sehr spät gestellt, da wir mit dem Erlernen einer neuen Planungsweise und gleichzeitig einer neuen Software ausgelastet und erstmal froh sind, wenn das Modell „steht“. Es ist nicht selten, dass angesichts des Termindrucks die aus Revit abgeleiteten Pläne in AutoCAD überarbeitet werden – auch wenn dies oft totgeschwiegen wird. Aber warum vernachlässigen wir dieses Thema derart?
Viele BIM-Befürworter sind der Meinung, dass 2D Pläne ohnehin ausgedient haben und zukünftig alles modellbasiert abgewickelt werden sollte – es wäre also nur eine Frage der Zeit, bis das Modell die Papierberge auf dem Bauamt ersetzt und bis wir anstatt gänzlich auf virtuelle Modelle umsteigen. Doch ist das wirklich in absehbarer Zukunft realistisch?
Denken wir mal an die Automobilindustrie – hier wird schon länger mit Modellen gearbeitet, aber dennoch sind auch hier 2D Pläne und Details nicht ausgestorben. Es ist anzunehmen, dass auch im Bauwesen die Modelle zwar eine immer stärkere Bedeutung bekommen und dass die Papierberge auf dem Bauämtern schrumpfen werden. Aber es bedeutet nicht, dass wir die Bedeutung von 2D Plänen vollständig vergessen dürfen – viele Dinge sind auf einem 2D Plan deutlich leichter lesbar als im 3D Modell – natürlich auch umgekehrt. Die Zukunft dürfte uns eher eine leichtere Kombination dieser beiden Mittel bescheren und die digitale Nutzung der 2D Daten anstatt gedruckter Pläne erleichtern – wie es zum Beispiel in BIMx, der iOS App von Graphisoft, sehr schön sichtbar wird. Hier werden 2D Pläne mit dem 3D Modell kombiniert, so dass man aus beiden sehr schnell die Information abrufen kann.
Dies bedeutet gleichzeitig auch, dass wir uns mit den Themen Planableitung und Detaillierung in Gebäudedatenmodellen stärker befassen müssen.Die von manchen vertretene Meinung, dass alles (meist bezogen auf Bauteile >1cm) in 3D zu modellieren ist, erweist sich bei größeren Bauvorhaben als utopisch und ist oft auch unnötig bzw. nicht leistbar. Es gilt einen sinnvollen Mittelweg zu finden – erst dann werden mehr und mehr Architekten auf den BIM-Zug aufspringen.
Super Beitrag! Genauso ist das nämlich auch. Der Umstieg auf 3D artet oftmals in blinden Aktionismus aus, der alles dagewesene plötzlich komplett infrage stellt. Stattdessen ist ein gesunder Mix aus neuer Arbeitsweise im 3D-Modell und maßvolle 2D-Ergänzungen (wo es Sinn ergibt) zu empfehlen.
Danke! Ja, der blinde Aktionismus ist leider wirklich oft der Alltag und ist genauso schlecht wie Angst vor Neuem. Der alte Spruch „erst denken, dann machen“ gilt nunmal auch bei BIM! 😉