Die Zukunft von BIM ist geskriptet

Da wären wir also wieder – graues Januar-Wetter, ein taufrisches neues Jahr und noch einige Tage Ruhe, bevor das neue Arbeitsjahr wieder startet. Die perfekte Zeit, auf das vergangene Jahr zurück zu blicken und die Highlights Revue passieren zu lassen!

Was den Bereich von BIM-Software angeht, stand das Jahr 2015 ganz klar im Zeichen der visuellen Programmierung – während Dynamo vor einem Jahr nur etwas für hartgesottene Fans war, ist es heute ein weit verbreitetes Tool, das oft und gerne für die Automatisierung und Vereinfachung täglicher Aufgaben eingesetzt wird. Große Büros stellen zunehmend sogar eigene Dynamo-Experten ein, da sie das Potential der enormen Zeitersparnis und Arbeitsoptimierung erkannt haben, die Ihnen die visuelle Programmierung bietet.
Vor einem Jahr glaubte man noch, dass Tools wie Dynamo nur für generatives Design und parametrische Entwurfsmethoden interessant sind, doch durch den direkten Zugriff auf die Revit-Datenbank und die Revit API eröffnen sich ungeahnte Möglichkeiten.

Warum visuelle Programmierung? 

Die Zeiten, in denen wir die Software einfach out-of-the-box so verwendet haben sind lange vorbei – wir wollen, dass sich die Software unseren Bedürfnissen und Prozessen anpasst. Selbst unsere Smartphones sind ohne die vielen Apps undenkbar – und es dürfte auch recht schwierig werden, zwei genau gleich konfigurierte Smartphones mit den gleichen Apps zu finden – jeder hat ganz genaue Vorstellungen davon, wie sein Gerät funktionieren soll.
Die gleiche Freiheit brauchen wir auch bei unserer Planungssoftware – doch trotz der vielen Plugins und Addons, die mittlerweile erhältlich sind, ist es oft auch schwierig, genau das zu finden, was man selbst braucht. Plugins selbst zu programmieren ist natürlich möglich, aber dazu sind wiederum Programmierer nötig – i.d.R. werden diese extern beauftragt und brauchen eine dementsprechende Vorlaufzeit sowie natürlich eine gewisse Investition.

Visuelle Programmierung erfordert keine Programmiererfahrung und ermöglich die Erstellung von eigenen Skripts bereits nach einer kurzen Einarbeitsphase, wobei eine analytische Denkweise und ansatzweise Programmiererfahrung natürlich durchaus von Vorteil sind. Es gilt allerdings auch – jeder, der Interesse mitbringt und sein Problem logisch beschreiben kann, kann es mit ziemlicher Sicherheit mit Dynamo lösen.
Ich bevorzuge aus diesem Grund auch eher den Begriff Visual Scripting, da Programmierung etwas irreführend klingt. Die besten Dynamo User sind nicht Programmierer, sondern Architekten und Ingenieure – das spricht wohl für sich.

Transform_54Dynamo für Revit (Bildquelle: dynamobim.org)

Alle Dynamo-Fans der ersten Stunde wissen sicherlich, wie rasant sich Dynamo in 2015 weiterentwickelt hat – außerdem wurden auch die standalone Version, das Dynamo Studio, sowie die Beta Versionen zukünftiger Entwicklungen wie Dynamo for Mac oder Dynamo Customizer (ermöglicht Manipulierung von Skripten im Web Browser), vorgestellt.
Angesichts dieser Entwicklungen dürfen wir jedenfalls gespannt sein, was uns 2016 alles in diesem Bereich bescheren wird!

Visuelle Programmierung für BIM

Visual Scripting ist natürlich keine Autodesk-Erfindung – auch wenn Dynamo durch seine direkte Anbindung an Revit unter den Autodesk-Usern wohl am bekanntesten ist.

Grasshopper war lange Zeit das Visual Scripting Werkzeug, das von vielen Architekten für generatives Design und parametrische Entwurfsmethoden eingesetzt wird. Da Grasshopper allerdings auf Rhino basiert, einer geometrisch sehr mächtigen aber nicht BIM-fähigen Software, wird es meistens nur in der Entwurfsphase eingesetzt – danach wird die Geometrie exportiert und anschließend aufgrund dieser das BIM Modell nachgebaut.

Doch nicht nur Autodesk ist auf die Bedeutung der visuellen Programmierung im BIM-Bereich aufmerksam geworden:

Graphisoft hat im September 2015 eine Beta-Version des ArchiCAD-Grasshopper Links veröffentlicht, der ArchiCAD Usern einen Zugang zur visuellen Programmierung bieten soll. In diesem Artikel auf dem Architosh Blog bzw. in dem  Video von Graphisoft (Youtube) wird die funktionsweise genauer erklärt.

120811 gh to ac waffle degrArchiCAD / Grasshopper / Rhino (Bildquelle: Geometrygym

Es handelt sich sicherlich um eine sehr interessante Integration, allerdings dürfte sich der Mehrwert im Bereich BIM in Grenzen halten, da hierbei in erster Linie die Rhino-Geometrie übertragen wird. Ähnliches Prinzip wird auch bei den Dynamo Packages Mantis Shrimp oder Rhynamo verwendet, mit deren Hilfe die Nutzung von Rhino / Grasshopper im Zusammenspiel mit Revit / Dynamo ermöglicht wird. Viele BIM-Funktionalitäten, wie z.B. die Modellanalyse, diverse Auswertungen oder Automatisierung sind allerdings nicht möglich.

Vectorworks hat dagegen bereits im Mai 2015 eine Eigenentwicklung vorgestellt: Marionette basiert ebenso wie Dynamo auf der Scriptsprache Python und läuft nativ in Vectorworks. Auf Youtube gibt es das offizielle Produktvideo sowie eine recht umfassendes Webinar auf Vimeo.

Marionette_Vectorworks_PythonMarionette in Vectorworks (Bildquelle: Vectorworks)

Aus der Sicht von BIM ist Marionette sicherlich spannend und es bleibt zu hoffen, dass es sich genauso schnell entwickelt wie Dynamo!

In diesem Sinne – ein erfolgreiches, glückliches und spannendes 2016!

1 comment

Leave a Reply

This site uses Akismet to reduce spam. Learn how your comment data is processed.

Previous Article

Frohe Weihnachten!

Next Article

Trello für Revit