Letzte Woche war ich in London auf der zweitägigen AEC Magazine Konferenz – NXT BLD und NXT DEV. Die Veranstaltung hat sich in den letzten Jahren zunehmend als zentrales Event der europäischen AEC-Branche etabliert.
Übrigns, die NXT BLD wurde live gestreamed und ihr könnt euch die Aufnahme gratis ansehen. Die einzelnen Vorträge von beiden Events werden in den nächsten Wochen auf nxtaec.com verfügbar sein (Kudos to Martyn Day hierzu, es ist wirklich toll, dass diese Inhalte gratis allen zur Verfügung gestellt werden).
Was ist BIM 2.0?
Beide Tage standen ganz im Zeichen von BIM 2.0. Dabei geht es um einen neuen Ansatz, wie wir mit den Daten arbeiten: cloudbasierend, KI-gestützt und auf offenen Datenstandards basierend – also weg von veralteten Workflows und lokalen Datensilos.
Interessanterweise war gleichzeitig in vielen Vorträgen von automatischer Planableitung, Plänen und PDFs zu hören – ein Beweis dafür, dass die Digitale Transformation noch lange nicht abgeschlossen ist und dass wir uns mitten im Wandel befinden. Pläne werden uns noch eine ganze Weile begleiten, aber es gibt Hoffnung, dass wir mit Hilfe von KI diesen Teil weitestgehend automatisieren können.
Als zukunftsweisende Strategie wurden immer wieder offene, firmeneigener Datenplattformen (Data Lakes) erwähnt. Diese bieten eine flexible, KI-fähige und toolunabhängige Basis für alle digitalen Prozesse, bei der die Daten selbst im Zentrum stehen, nicht ihre Darstellung.
Neue Werkzeuge für BIM 2.0
Der erste Tag war ganz im Zeichen neuer Tools und Startups, die sich hauptsächlich auf den konzeptionellen Entwurf bzw. Kollaboration fokussiert haben, wie etwa Arcol, Hypar, Giraffe, Motif, Skema, Snaptrude, oder Spacio. Ein Tool hatte einen etwas anderen und sehr interessanten Ansatz: Qonic, das auf BIM Koordination und Kollisionsprüfung setzt und intelligentes IFC Mapping sowie Bearbeitung direkt im Browser bietet.
Aber natürlich waren auch Big Player waren vor Ort:
- Carl Christensen von Autodesk hat ein interessantes Update to Autodesk Forma gegeben, das nun vollständig in Autodesk Docs integriert ist und somit nahtlos an die Autodesk Plattform anschließt.
- Gábor Kovács-Palkó & Holger Kreienbrink von Graphisoft haben ihren neuen MEP Designer für ArchiCAD, sowie eine Reihe von KI-basierten Workflows und Assistenten vorgestellt.
Braucht BIM 2.0 neue Standards?
In mehren Vorträgen wurde die Notwendigkeit moderner, offener Standards betont – allen voran von Antonio González Viegas (That Open Company), der sein neues openBIM Format Fragments vorgestellt hat. Dieses Format soll deutlich performanter als IFC sein, da es nicht mehr auf dem veralteten STEP Format basiert.
Dabei gehen die Meinungen auseinander: Brauchen wir wirklich noch einen weiteren offenen Standard? Oder wäre es nicht sinnvoller, gemeinsam an bestehenden Lösungen zu arbeiten und diese weiterzuentwickeln?
Ein Blick lohnt sich auf jeden Fall auf das, was bei buildingSMART derzeit passiert: Mit IFC5 entsteht ein komplett neuer, granularer Ansatz, der viele der heutigen Limitierungen adressieren will. Könnte das vielleicht der neue Ansatz sein, den unsere Industrie braucht?
Ich werde mich in künftigen Beiträgen intensiver mit IFC5 beschäftigen. Wer sich bereits jetzt einarbeiten möchte, dem empfehle ich das offizielle, gerade veröffentlichte buildingSMART IFC5 Training.
Künstliche Intelligenz
Natürlich war KI ein großes Thema, nicht nur beim Entwurf oder der Visualisierung, sondern auch immer mehr als Assistent bei der täglichen Arbeit und Wissensdatenbank. Zu diesem Thema kann ich wärmstens den tollen Vortrag „The White Rabbit“ von Martha Tsigkari (Foster & Partners) empfehlen.
Passend zum Thema KI hat am zweiten Tag May Winfield (Buro Happold) einen ausführlichen Vortrag zum Thema AGBs und Nutzungsbedingungen (EULAs) für KI Werkzeuge geliefert und dazu aufgerufen, genau zu prüfen, was mit den Daten passiert. Wie aktuell dieses Thema ist, zeigt auch die Klage von Disney gegen die Verwendung generativer KI. Das Beispiel unterstreicht, wie wichtig es ist, auch in der Baubranche die rechtlichen Rahmenbedingungen rund um KI und Datennutzung genau zu verstehen. (siehe auch: How the Disney-Midjourney Suit Could Reshape AI Copyright Law | TIME)
Fazit: Daten sind der Schlüssel zur digitalen Transformation
Im letzten Vortrag der NXT DEV erinnerte uns Tal Friedman erinnerte uns daran, dass unsere Branche immer noch auf Technologien aus den 1990er-Jahren basiert. Er machte deutlich: BIM und KI alleine führen nicht automatisch zu besseren Gebäuden. Aber: Daten bilden nicht nur die Grundlage sämtlicher Prozesse – auch gestalterische Prinzipien lassen sich datenbasiert abbilden und systematisch weiterentwickeln.
Es bleibt spannend und es gibt noch viel zu tun